Das Projekt

Der Anfang

Im Frühjahr 2021 – nach Lock-Down-Winter und (kulturellem) Stillstand – war ein Punkt erreicht, an dem die Lehrenden der Jugendkunstschule Siegen-Wittgenstein zum ersten Mal kollektiv pessimistisch wurden: Der Versuch, Unterricht mittels Videokonferenz-Software durchzuführen, konnte als gescheitert angesehen werden. Unserer Schüler*innen hatten zu Recht keine Motivation mehr, sich nach digitalem Schulunterricht nun auch noch sechzig bis neunzig Minuten digital mit Inhalten auseinanderzusetzen, deren Hauptmerkmal der analoge Herstellungsprozess ist. Unbefriedigend für die Lehrenden war es ebenso, denn kunstpädagogische Arbeit baut auf dem haptischen, direkten Umgang mit Material, Farbe und Form auf und auf dem gemeinsamen Erleben in der Gruppe.

Sicher – die von unseren Lehrenden zusammengestellten „Kunst-Pakete“, mit Materialien und Anleitungen zum Arbeiten daheim, wurden gerne angenommen und haben sicherlich auch der Einen oder dem Anderen Spaß bereitet. Doch der Ausblick auf weitere Wochen oder Monate, in denen kein Unterricht vor Ort stattfinden dürfte, sorgte bei uns für mehr Fragen als Antworten.

Die wichtigste Frage war: Wie kann das, was unseren Unterricht ausmacht, trotz aller Widerstände in die digitale Welt übertragen werden? Ist es möglich, neue digitale Arbeitsweisen und Kunstformen auszuprobieren und gleichzeitig das Analoge – das Arbeiten mit Menschen im direkten Kontakt – sinnvoll zu verbinden? Und wenn ja, wie erreicht man Sichtbarkeit und Öffentlichkeit? Gerade in unserer nun stark veränderten Lebenswelt erschien uns ein soziales Handeln notwendig.

Die Idee und der Antrag

Es bestand also Handlungsbedarf, doch wie sollten wir das finanziell stemmen? Aufgrund der Pandemie wurden zwar verschiedene Förderprogramme von Institutionen, Bund oder Ländern ins Leben gerufen, doch waren die Ausschreibungen nie „passend“, d.h. für uns sinnvoll und umsetzbar. Die letzte Ausschreibung des Fonds Soziokultur traf dann aber bei uns ins Schwarze: „Digitalität und Soziokultur“ war das Thema und die mögliche Fördersumme in einer Größenordnung, die uns die Durchführung eines guten und nachhaltigen Projekts erlauben würde.

Mirjam Elburn, freischaffende Künstlerin und Kunstpädagogin und Lehrende an der Jugendkunstschule Siegen-Wittgenstein, und Marc Baruth, freischaffender Künstler und Kommunikationsdesigner und Geschäftsführer der Jugendkunstschule, haben daher das Projekt „Stadtraum für uns“ konzipiert und beim Fonds Soziokultur eingereicht.

Zu unserer großen Freude wurde „Stadtraum für uns“ aus bundesweit insgesamt 397 Einreichungen neben 80 weiteren Projekten als förderwürdig angesehen und somit konnten wir dann mit der konkreten Planung und Organisation loslegen.

Unsere Idee und unser Wunsch, digitale und analoge Inhalte und Kunstformen gleichermaßen zu berücksichtigen und zu kombinieren, wird im Projekt „Stadtraum für uns“ Wirklichkeit: An mehreren Orten im Stadtraum Hammerhütte werden im September insgesamt 14 Betonquader dauerhaft installiert, an deren Seite(n) QR-Codes angebracht werden. Mittels dieser QR-Codes können die in den Workshops entstehenden Arbeiten dann vor Ort betrachtet werden. Auch 3D-Grafiken und -Objekte werden mittels AR-App (Augmented Reality) direkt auf den Quadern im realen Raum betrachtet werden. Die so entstehende digitale Ausstellung im Stadtraum Hammerhütte wird ergänzt durch die Präsentation der Arbeiten auf dieser Seite.

Die pädagogischen Mitarbeiter*innen, die unsere Angebote durchführen, sind zum Teil Mitglieder des Teams der Jugendkunstschule Siegen-Wittgenstein. Doch ist es uns wichtig, bei diesem Projekt kooperativ und netzwerkend tätig zu sein. Deshalb freuen wir uns sehr, dass uns Mitstreiter*innen aus der lokalen Kunst- und Jugendpädagogik mit tollen Angeboten unterstützen.

All das wäre nicht möglich ohne die Zusammenarbeit mit unserem Kooperationspartner, dem Verein Bunte Hammerhütte, dessen Räumlichkeiten wir z.T. nutzen werden und der als Anlaufstelle vor Ort von Bedeutung ist.

Und ein ganz besonderer Dank geht an die Kulturabteilung der Stadt Siegen, die uns tatkräftig bei der Durchführung des Projekts unterstützt.